1. Wir betreiben mit unseren Jungrindern noch aufwendigen Weidebetrieb.
Von Mai bis Oktober ziehen wir über unsere Grünlandflächen, dabei sind viele Streuobstwiesen, die teilweise viele km auseinanderliegen. Durch die Beweidung entstehen kurzrasige Flächen, die gerne von Vögeln zur Nahrungssuche genutzt werden. So ist zum Beispiel der Star, Kiebitz, Bachstelze auf kurzrasige Flächen zur Nahrungssuche angewiesen. Auch der mittlerweile seltene Steinkauz benötigt nicht nur Bruthöhlen in alten Weiden (siehe Pkt. 3) oder Streuobstbäumen (siehe Pkt. 2), sondern kurzrasige Flächen zur Nahrungssuche. Aber auch bestimmte Insektenarten wie Laufkäfer und Heuschrecken nutzen gern intensiv beweidete kurzrasige Grünland. Nicht nur der kurze Rasen auch der Kot der Weidetiere ist eine Kinderstube für viele Insektenarten. In einem Dunghaufen ist wirklich eine enorme Biodiversität. Manche Insekten und ihre Larven leben direkt vom Dung, andere machen sich über die Dungfresser her oder nutzen den Haufen als Ansitz, um in der Umgebung zu jagen. Später kommen dann Vögel, die dann nach den Insektenlarven suchen oder Fledermäuse, die über die Weide ganz tief fliegen, um die Insekten, die sich in diesem Kuhdung entwickeln, abzufangen.
2. In unserer Bewirtschaftung sind viele Streuobstwiesen. Wir erhalten alte Obstsorten und haben in den letzten Jahren viele einheimische Obstbäume nachgepflanzt. Streuobstwiesen spielen für die biologische Vielfalt eine heraus-ragende und für die Zukunft wichtige Rolle. Mit über 5.000 Tier- und Pflanzen-arten zählen sie zu den artenreichsten Lebensräumen in Mitteleuropa. Abgestorbene Bäume verbleiben auf der Fläche und sind damit noch Jahre wichtiger Lebensraum nicht nur für Insekten.
Eine einzige Streuobstwiese kann unzählige Pflanzen- und Tierarten beheimaten. Vögel, Insekten und viele andere Kleinlebewesen bevölkern Stämme, Blüten, Knospen und Früchte der Obstbäume. Fraßgänge der Käfer sind Nistplätze für Wildbienen. In den Rissen und Spalten der Baumrinde entwickelt sich die nächste Heuschreckengeneration. Das reichhaltige Nektar- und Pollenangebot ist Ziel vieler blütenbesuchende Insekten. Sie bieten aufgrund ihrer wechselseitigen Beziehungen artenreichen Tier- und Pflanzengesell-schaften ein reichhaltiges Angebot an Nahrung, Wohnstätten und Rückzugs-möglichkeiten. Ein Mosaik unterschiedlicher Nischen und Kleinlebensräume findet sich nicht nur in den Streuobstwiesen selbst, sondern auch im Übergangs-bereich zu angrenzenden Lebensräumen wie Feldraine, Hecken, Waldränder oder Bachläufe.
Damit die Streuobstwiesen und Obstbäume überhaupt erhalten bleiben, kommt jedes Jahr im Herbst eine mobile Obstpresse auf unseren Stützpunkt. Da können alle ihr Obst in Lohn pressen lassen und den fertigen Saft mit nach Hause nehmen. So werden auch die kleinen Streuobstwiesen- und Obstbaumbesitzer unterstützt und zum Erhalt der Bäume angeregt.
3. Die Weiden an unseren Bächen werden von uns regelmäßig gepflegt, fachgerecht zurückgeschnitten und ggf. nachgepflanzt. Gerade alte Weiden, die innen teilweise hohl sind, sind ein hervorragender Lebensraum für den Eremit. Der Eremit ist ein Käfer aus der Unterfamilie derRosenkäfer. Das seltene und unauffällig lebende Insekt ist im Anhang II und IV der FFH-Richtlinie (Naturschutz-Richtlinie der Europäischen Union) aufgeführt und dort als prioritäre Art eingestuft, für deren Art der Gemeinschaft eine besondere Verantwortung zukommt. Auch andere Insekten mit ähnlicher Lebensweise wird damit ein Lebensraum erhalten bzw. zur Verfügung gestellt.
4. Wir haben Schlammfange neu angelegt und bestehende werden von uns erhalten. Ziel ist die Entwicklung von Kleingewässern als naturnahe Amphibienlaichgewässer als wichtige Lebensräume für Tiere und Pflanzen zu schaffen und zu erhalten. So entstehen Lebensräume für Kamm-Molch, Wiesenknopf-Ameisenbläuling, Rotbauchunke, Wechselkröte, Knoblauchkröte, Zauneidechse und viele aquatische Insektengruppen.
Zusätzlich sammelt sich bei Starkregen das Sediment und schützt die Gewässer vor ungünstigem Nährstoffeintrag. Außerdem dienen diese kleinen Teiche und Feuchtgebiete als Regenwasserrückhalt.
5. Entlang unserer Bäche haben wir ein teileweise festes Netz und entlang von erosionsgefährdeten Ackerfrüchten ein mobiles Netz aus Erosionsschutzstreifen angelegt. Diese Streifen sind teilweise mit heimische Blühmischungen angesät. Die Schutzstreifen verhindern den Eintrag von Erde und Ackerboden in die Gewässer. Die Blühstreifen bieten Bestäubern und Insekten ein vielfältiges Blütenangebot. Darunter befinden sich auch viele landwirtschaftliche Nützlinge, die einen Beitrag zur biologischen Schädlingsbekämpfung leisten. Darüber hinaus können die Streifen aufgrund ihrer Struktur zur Vernetzung von Biotopen beitragen. Wanderungen und genetischer Austausch zwischen den Populationen finden statt.
6. Gemeinsam mit den ortansässigen Imkern haben wir eine Bienenweide angepflanzt. Über 50 Bäume und Sträucher (durch unseren Betrieb finanziert) dienen den Bienen und viele anderen Insekten über die ganze Vegetationszeit als Nahrung. Gleich hinter der Bienenweide an unserer Getreidehalle stehen die Bienenstöcke. Gleichzeitig dienen Sträucher und Bäume als Witterungsschutz.
Wir pflegen einen sehr engen Kontakt zu unseren Imkern. Pflanzenschutz-maßnahmen werden abgestimmt und gerade in Blühzeiten, z.B. beim Raps, werden die Maßnahmen nachts durchgeführt, um möglichst keine Bienen und Insekten zu schädigen. Das erfordert auch in unserer Belegschaft eine hohe Akzeptanz für den Insektenschutz und eine hohe Einsatzbereitschaft für die Arbeit außerhalb der üblichen Arbeitszeiten. Nicht zuletzt steigen durch diese Maßnahmen auch die Lohnkosten.
7. Wir haben in unserer Milchviehanlage vom NABU Thüringen eine Urkunde verliehen bekommen als „Schwalbenfreundliches Haus“ (siehe Anlage). Rauchschwalben, Mehlschwalben, Spatzen, Rotkelchen und Rotschwänzchen u.v.m. leben auf dem Gelände unserer Anlage. Die Vögel können deshalb so gut gedeihen, weil es enorm viel Futter gibt – das heißt ganz viele Insekten. Wir haben noch einige Matschpfützen aus denen die Schwalben das Nestbaumaterial holen und die Insekten trinken können. An ganz heißen Tagen, wenn die Pfützen ausgetrocknet sind, trinken die Vögel sogar aus den Tränken unserer Tiere und die Bienen und Insekten trinken am Löschwasserteich.
Einfach mit dem, was wir täglich tun, leisten wir einen enorm hohen Beitrag zum Insektenschutz ohne, dass es jemanden bewusst ist.
8. Auf unserem Technikstützpunkt haben wir eine Artenschutzscheune eingerichtet als Ersatz für verlorengegangene Brut- und Unterschlupfmöglichkeiten. Dort sind 12 Nistkästen für Dohlen (die auch von Turmfalken benutzt werden) 32 Nistkästen für Mauersegler, Spatzen, 6 Mehlschwalbennisthilfen, 2 Eulen- und viele Fledermauskästen angebracht. Während der Nistzeit herrscht dort reges Treiben (Fliegen). Auch das ist ein Teil zur Unterstützung der Artenvielfalt. Eulen und Turmfalken helfen uns bei der Mäusejagt.